Historischer Rundgang
Aus der Geschichte eines Dorfes am Rande der Börde.

Forschen wir tiefer in der Vergangenheit, so finden wir, daß Neugattersleben wahrscheinlich von einem "Herrn von Gatersleben" (bei Quedlinburg) gegründet wurde. Urkundlich werden Erich von Gatersleben in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts und die Brüder Heinrich und Johann von Neu-Gattersleben um die Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnt, während der Name "von Alvensleben" erst ab etwa 1450 auftaucht. 1350 kaufte die Bürgerschaft von Magdeburg das Schloß Neugattersleben von den Gebrüdern "von Neindorf", welche arge Raubritter waren, nur um diese los zu werden. Der Kaufpreis wird nicht genannt. 1573 verkauft die Stadt Magdeburg Schloß und Gut an den Rat und Oberhofmeister des Administrators, Ludolf von Alvensleben. Magdeburg behielt sich teilweise die Lehnsherrlichkeit vor und kassierte dadurch bei jedem Erbwechsel 110 Taler. Dieses Verhältnis erlosch erst entgültig 1855 durch einen Freikauf mit 2.875 Talern.

Nun zum Schloß selbst. Die alten Butzenscheibenfenster sind bis auf wenige Reste durch neue, stabilere Fenster ersetzt. Die beiden 3 1/2 stöckigen Hauptgebäudeteile stehen rechtwinklig zu einander und sind durch den runden Turm miteinander verbunden, dessen Portal mit der davorliegenden 13-stufigen runden Freitreppe eine interessante architektonische Einheit bildet. Über dem Portal entdecken wir den Leitspruch derer von Alvensleben: Stryde, lyde, myde - vorworde, vorworde, vorworde.
Diese Worte werden wie folgt gedeutet:
Streite vor Worte: Stehe ein für den gegebenes Wort,
leide vor Horde: Ertrage alles für Deine Sippe und
meide vor Borde: Meide den Kampf im offenen Feld (Börde).

Das Schloß war 1640 im 30jährigen Krieg zerstört und abgebrannt worden, 1644 durch Gebhard von Alvensleben wieder aufgebaut.
Der Umbau in die jetzige Gestalt erfolgte 1883/84. Das Tor wurde erst 1902 im mittelalterlichen Burgstil erbaut, zu gleicher Zeit der Uhrturm mit dem Aufsatz und den Anbauten (Pechnasen!) versehen. Man mußte ja schließlich imponieren, wenn S.M. Wilhelm II. Zu Besuch kam. Am Uhrturm befindet sich heute die kleinste der 3 Glocken aus der alten Kirche, welche lt. Chronik "ohne Inschrift, von schlanker Gestalt und von sehr hohem Alter" war. Der alte Teil des Uhrturms, kenntlich durch die dunkle Färbung des Gesteins, die daran anschließenden Mauerreste, und der zwischen dem hinteren Hof und Park stehende schiefe Turm sind die ältesten noch erhaltenen Bauwerke. Der schiefe Turm wird schon im 16. Jahrhundert in der Chronik als "schiefer Heinrich" erwähnt.

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