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Neugattersleben/MZ. Einen Kirchenmusiker
führen viele Wege an die verschiedensten Orte. Den Norweger
Haakon Omejer Sorlie bringt sein Beruf- und seine Berufung -
seit etlichen Jahren immer wieder nach Mitteldeutschland.
Am 18. Juli 2000 gab der 50-Jährige sein viertes Benefizkonzert
in Neugattersleben.
Der Erlös des Abends soll dem Erhalt der Kirche St. Gertrud
zugute kommen.
Der Organist
bewertet sein Engagement als Anteilnahme an dem, was in Neugattersleben
und den angrenzenden Gemeinden an Sanierungen geleistet wurde:
Sein erstes Benefizkonzert vor vier Jahren war Benita Freifrau
von Wrede gewidmet, die mit viel persönlichem Einsatz für
die Restaurierung von St. Gertrud gewirkt hat. "In Norwegen
sind wir es nicht gewohnt, dass jemand so etwas freiwillig macht",
erklärt Sorlie, der sich damals spontan dazu entschloss,
mitzuhelfen. Inzwischen sind ihm daraus Verpflichtungen erwachsen
- als Titularorganist in Brumby etwa muss er einmal im Jahr ein
Konzert geben. Für den Norweger ein Selbstverständnis,
ebenso, auch in Neugattersleben zu spielen. Hier ist er Mitglied
des Fördervereins zum Erhalt der Kirche geworden, wobei
ihm nicht nur die historischen Mauern mitsamt der Orgel am Herzen
liegen. "Ich fühle mich hier mehr und mehr verpflichtet,
denn den Leuten ist bewusst, was sie mit ihrer Kirche haben.
Das gilt auch für die Orgel."
Die setzt dem
Musiker, der schon an der größten Orgel Deutschlands
im Passauer Dom ("Jedes der 234 Register war für mich
ein Erlebnis") gespielt hat, zwar einen begrenzten technischen
Rahmen, doch Sorlie stellt sich darauf scheinbar problemlos ein:
Man müsse sich eben anpassen und Bach anders spielen. Die
Werke des barocken Komponisten interpretiert der 50-Jährige
auf seine Weise. Was seine Zuhörer dabei erwartet, vermag
er eigentlich so genau nicht zu erklären. Es ist mehr ein
Gefühl: "Jeder spielt Bach anders. Vielleicht spiele
ich ihn mehr menschlich...", sagt er lachend.
Das Konzert des Schlossorganisten des norwegischen Königshauses
ist Bestandteil des "Neugatterslebener Konzertsommers".
Diese Reihe hat unter anderem dazu beigetragen, dass der Spieltisch
der Orgel für 14.000 Mark aufgearbeitet werden konnte. Pfarrer
Gottfried Eggebrecht knüpft weitere Hoffnungen daran: "Wo
was passiert, da kommt auch Unterstützung." So habe
letzten Endes auch der Kirchenkreis Hilfe gegeben. Und die hat
die kleine Kirche auch weiterhin nötig, denn Setzungserscheinungen
und Risse zerstören das Mauerwerk, das an einer Stelle akut
gefährdet ist. An die Ausgestaltung des Kircheninnenraumes
ist im Moment nicht zu denken. Doch wie die Kirche künftig
einmal aussehen kann, lässt sich an einem Teil des Altarraumes
schon absehen. Dort hat ein Restaurator ein Stück der Kuppel
bis zum Sockel farblich neu gestaltet.
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